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Der Weise als Narr - Anker Larsens Roman »Olsens Torheit«
Der mym-Verlag stellt einen weiteren Roman von Anker Larsen, dem Erfolgsautor des »Stein der Weisen« vor. Auch hier geht es wieder um das Thema »Erleuchtung«.
Für Larsens Protagonist Olsen ist alles ganz verkehrt, er selbst am allermeisten, und am wenigsten so, wie er sein soll. Olsen versucht, der Mensch zu werden, der er seiner Natur nach sein soll. Im
Prozess seines Werdens zu diesem ›Sein‹ gerät er in die Welt verschiedener Wirklichkeiten, ins Land der Philosophen, die von allem abstrahieren, in der die Superabstrahenten nur noch sich selbst lieben und die
körperliche Liebe von Sklaven verrichten lassen, er gerät in die Welt der verständigen Menschen, Menschen, die alles ›verkehrt‹ machen, sogar auf Händen gehen, weil bei der Anwendung der Vernunft bisher immer das
Verkehrte herausgekommen war: »Das Geniale ist immer einfach.«
Schließlich finden wir ihn in der Irrenanstalt, weil er an der Verrücktheit der Welt leidet, die innerhalb der Anstaltsmauern bei weitem nicht so banal ist wie die da draußen. Darüber hinaus leidet er
nebenbei so ein bisschen an emotionaler Apathie, so die Diagnose, weil er glaubt, sich manchmal in der Seligkeit zu befinden. Auf Veranlassung des Oberarztes wird Olsen dazu aufgefordert, seine Lebenserinnerungen
niederzuschreiben, ein quasi therapeutischer Versuch, um sich von seinen ›Halluzinationen‹ freizuschreiben. Der Leser, weiß erst nicht, ob er dem ›unzuverlässigen‹ Erzähler oder den ›Normalen‹ trauen kann, und
erst allmählich geht ihm auf, wer die wahrhaft ›Ver-rückten‹ sind.
Eine farbenfrohe Reihe ›schwankender Gestalten‹ wird vorgeführt, alle vom Unsinn der Welt mehr oder weniger angesteckt und alle auf der Suche nach dem eigenen Selbst. Der Spiritist Nielsen, die
Zirkusreiterin Grace, die aus Trauer nicht weinen kann, wohl aber aus Freude; der Artist Felipe, der zwischen Askese, Trunksucht und dem ewig Weiblichen pendelt; nicht zuletzt Alberto, der Analphabet, ein Mann ohne
Eigenschaften, der sich nirgendwo im Dasein anbringen lässt, weil er eigentlich ein Weiser ist. Er befreit in Olsen einen kleinen lachenden Jubel, der ihn zu seiner wahren Berufung führt, zum Clown in der Manege und
zum ›Toren‹ in dieser Welt, und der ihn befähigt, nach und nach sein sozialisiertes Selbst wie die Schalen einer Zwiebel abzulegen, um schließlich der Welt mit ihren hermetisch geschlossenen Türen und Fenstern zu
entrinnen.
Johannes Anker Larsen, »Olsens Torheit« in neuer Übersetzung im mym-Verlag Berlin, 512 S., ISBN 3-9800929-1-7, € 21,00
vom selben Autor:
»Der Stein der Weisen«, in neuer Übersetzung im mym-Verlag Berlin, 2 Bde, 688 S., ISBN 3-9800929-9-2, € 24,00, Internet: www.mym-buch.de
zum Buchtipp: natürlich gesund von Bärbel Mohr
Stein der Weisen
glücklich sein
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